Langbiografie

Erich Keller

Erich Keller (1894-1977): Ein brauner Pfarrer mit guten Kontakten

Er war Lehrer und Pfarrer, NSDAP-Mitglied und Gauredner: Schon in der Weimarer Republik engagierte sich Erich Keller für den Nationalsozialismus und stieg nach 1933 rasch auf. Protegiert vom württembergischen Ministerpräsidenten und Kultminister Christian Mergenthaler wurde er Oberregierungsrat und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Oberstudiendirektor am Tübinger Uhland-Gymnasium und Philosophiedozent am Tübinger Philosophischen Seminar. Unterrichtet und gelehrt hat er dort aber nie.1

Keller wurde am 31. Juli 1894 in Murrhardt geboren, besuchte die Theologischen Seminare in Schöntal und Bad Urach. 1912/13 begann er mit dem Studium der evangelischen Theologie in Tübingen.2 Von Herbst 1914 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war Keller an der Front. 1919 kämpfte er mit einem Studentenbataillon gegen die Spartakisten. Nach seiner 1. Theologischen Dienstprüfung 1921 wurde er Repetent am Tübinger Stift und promovierte 1923 bei den Philosophen Erich Adickes und Karl Groos über "Das religiöse Erleben bei Schopenhauer".

Ein irrationales Philosophie- und Religionsverständnis sowie eine deutsch-nationale und völkische Grundeinstellung gingen bei Keller Hand in Hand. Von 1925 bis 1928 war er Mitglied bei der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP), Ende der 1920er Jahre sympathisierte er mit den "Deutschen Christen", danach mit der "Deutschen Glaubensbewegung" unter Jakob Wilhelm Hauer.

Im Schuljahr 1924/25 machte Keller eine folgenreiche Bekanntschaft. Der Pfarrer lehrte am Realgymnasium und der Oberrealschule in Schwäbisch-Hall und traf auf seinen Lehrerkollegen Christian Mergenthaler, 1922 Mitbegründer der NSDAP in Schwäbisch Hall, nach dem Verbot Mitglied des württembergischen Landtags für die "Nationalsozialistische Freiheitsbewegung" (NSFP), von 1928 bis 1932 für die NSDAP. Beide waren Ex-Tübinger Studenten und Mitglieder in der Studentenverbindung Wingolf und Soldaten im Ersten Weltkrieg. Ideologisch standen sie sich beim Rassegedanken, im Verständnis der altgermanischen Frömmigkeit und in der deutsch-völkischen Weltanschauung nahe.

Zwar ging Keller 1925 als Studienassessor nach Ludwigsburg, anschließend als Pfarrer bis 1933 nach Grab bei Murrhardt, doch die Verbindung zu Mergenthaler riss nicht ab. Am 1. September 1930 trat Keller in die NSDAP ein,3 im Jahr darauf als Gauredner auf und verstand es, NS-Politik mit Antisemitismus und diffuser Mystik zu vermengen. So pries der Pfarrer laut Murrtalboten kurz nach der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 6. Februar 1933 auf dem ersten "Deutschen Abend" in Sulzbach/Murr in einem mit 500 Personen übervollen Saal "die überragende Bedeutung des heute größten Deutschen, Adolf Hitler!",4 schilderte "zielklar und treffend" die ungeheure Gefahr, in der das deutsche Volk schwebe. Keller entrollte "ein schauriges Bild": Ein Fluch laste auf der Heimat, weil sich die Deutschen "Pflug und Schraubstock, Sichel und Schwert" aus den Händen nehmen ließen von dämonischen Kräften, die nun die Deutschen als Sklaven vor ihren Profitkarren spannten ("Judenfrage usw.") und schließlich "gänzlich" ausrotten wollten. Diese "Dämone" nutzten die Uneinigkeit und Führerlosigkeit aus, doch Hitler habe sich "mit heißem Herzen und blutenden Kriegswunden" dem Drachen entgegengeworfen. Die Zukunft zeichnete Keller dann doch noch in "lichtfrohen, hoffnungsvollen Ausblicken" und schloss mit "Adolf Hitler, Heil".5

"Vollbesetzt" war auch der Saal am 26. Februar 1933 beim "Deutschen Abend" im nur wenige Kilometer von Sulzbach entfernten Oppenweiler. Nach einer gründlichen Abrechnung "mit den politischen Verbrechern aller Schattierungen" sprach der Pfarrer "vom Kampf der Deutschen (!) Freiheitsbewegung um die Seele des deutschen Volkes", aber auch "vom Kampf um die Erhaltung und Rettung des Vaterlandes gegen die rote Mordpest."6

Kellers Engagement wurde belohnt. Der seit 1933 amtierende württembergische Ministerpräsident und Kultminister Mergenthaler holte den Pfarrer zum 1. Juli 1933 als "Vorkämpfer des Nationalsozialismus im Bezirk Backnang" ins Kultministerium nach Stuttgart.7 Keller wurde Oberregierungsrat und war als Hochschulreferent für die Hochschulen Stuttgart und Hohenheim sowie für die Universität Tübingen und für Kirchen- und Schulpolitik zuständig.

Während einer Schulungswoche für Leiter an Berufsschulen Ende September 19338 sprach Keller über "Germanische Weltanschauung", die er rassisch begründete. Ihre Grundlage sei das "nordische Bluterbe" und "unser nordisch-germanisches Geisteserbe". Die Grundhaltung des "Germanen" sei die des "tragischen Heroismus", sie habe dem deutschen Wesen "seine besondere Artung gegeben". "Mensch sein" bedeute ihm "Kämpfer sein", doch höher als Sieg und Erfolg stehe die Ehre. Ein "heldischer Pessimismus" zeichne ihn aus, wie der Kampf der Götter in der Edda.9

Seit 1938 war Keller Sturmführer der SA. Als Oberregierungsrat unterstützte er seinen Kultminister bei der Auflösung der konfessionsgebundenen Schulen und der Einführung der "Gemeinschaftsschulen" und war am 1939 eingeführten "Weltanschauungsunterricht" (WAU)10 beteiligt. Er sollte den Religionsunterricht verdrängen und die schulische Erziehung auf nationalsozialistische Grundlage stellen. Zum Themenspektrum gehörten das "Erleben der Blutsgemeinschaft", "Göttermythen und Heldensagen", die historischen und rassischen Grundlagen des Nationalsozialismus und "Jüdische Weltanschauung".11 Alfred Rosenbergs Der Mythus des 20. Jahrhunderts war Basisliteratur.

Keller hatte aber auch wissenschaftliche Ambitionen. Am 17. Juli 1933 erhielt er an der Technischen Hochschule Stuttgart einen Lehrauftrag für Philosophie, 1934 legte er dort seine Habilitation über "Das Problem des Irrationalen im wertphilosophischen Idealismus der Gegenwart" vor, ein bereits 1931 veröffentlichtes Werk. Das Gutachten des Berichterstatters laute "günstig", so Helmut Göring, Rektor der TH Stuttgart, in einem Brief an das Kultministerium. Keller hatte seinen Probevortrag am 31. Oktober 1934 gehalten, Thema: "Die philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus". Die Abteilung beantrage die Zulassung zum Privatdozenten, an einer Zustimmung durch den Großen Senat sei nicht zu zweifeln, so Göring. Er bitte das Ministerium um Genehmigung.12 So kam Keller zu einer Dozentur an der TH Stuttgart. Dort bot er Übungen und Vorlesungen an, etwa "Die philosophischen Vorläufer des Nationalsozialismus" (Sommersemester 1935) und "Grundlagen der Weltanschauungslehre" (Sommersemester 1936), anlassbezogen waren die Veranstaltungen im Sommersemester 1942 ("Philosophie des Krieges") und im Wintersemester 1942/43 ("Schicksal und Krieg als philosophisches Problem").

Seinen "alten Kampfgenossen" lancierte Mergenthaler dann an die offiziell am 5. Mai 1935 gegründete Esslinger Hochschule für Lehrerbildung als stellvertretenden Direktor. Persönlich wollte sich Mergenthaler beim Reichserziehungsministerium dafür einsetzen, Philosophie in die Reihe der Wahlfächer aufzunehmen und durch Keller vertreten zu lassen.13 "Frühsport" und "Flaggenparade" waren obligatorisch, die Lehrinhalte waren auf die Vermittlung nationalsozialistischer Inhalte zugeschnitten. Keller war für die "Nationalpolitische Erziehung und Weltanschauungslehre" zuständig. Danach sei das Ziel der Lehrerhochschule die "innere und äußere Formung des nationalsozialistischen Lehrers der Zukunft, der, tief in Volk und Stammesart verwurzelt, seinen Lebenszweck darin sieht, der heranwachsenden deutschen Jugend außer den unentbehrlichen Kenntnissen vor allem nationalen Stolz, sozialistisches Verantwortungsbewusstsein und den Willen zu opferbereiter Tat einzupflanzen." Der Lehrgang gipfelte in "den großen Wahrheiten des Nationalsozialismus", zu denen die "neuen Einsichten in die Bedeutung der Rasse und des Blutes, der Familie und des Volkstums, des Bodens und der Heimat" wie auch die "nordischen Höchstwerte der Ehre, Freiheit und Pflicht" gehörten.14

Weder bei den Kollegen noch bei den Studierenden war Keller beliebt. Seine fachwissenschaftlichen und pädagogischen Fähigkeiten ließen Wünsche offen, er galt als Ideologe, achtete auf Linientreue, seine Veranstaltungen waren wenig anziehend. Seine Veröffentlichungen bewegten sich im Idealismus deutsch-nationaler und deutsch-völkischer Prägung, der verstärkt germanische Mythologie einschloss, wobei sich seine Ideologie in formelhaften und inhaltlich substanzlosen Behauptungen erschöpfte. Keller mixte sich ein Konglomerat aus Lebensphilosophie, Existenzialismus, Leibniz’scher Monadologie, Determinismus, einem ans Christentum angelehnten Schuldbegriff und germanischer Mythologie zusammen.15

Am 30. September 1941 wurde die Hochschule geschlossen. Keller brauchte einen neuen Wirkungskreis. Da hielt es das Stuttgarter Kultministerium im Februar 1942 "für erwünscht, dass Keller an die Universität Tübingen umhabilitiert und ihm so Gelegenheit gegeben wird, in der akademischen Laufbahn vorwärts zu kommen".16 Da Anfang des Jahres 1942 am Philosophischen Seminar lediglich die beiden Ordinarien Max Wundt und Theodor Haering sowie der außerplanmäßige Professor Wilhelm Grebe lehrten, hätte das Seminar eine Verstärkung gut brauchen können. Doch Keller war wissenschaftlich kaum ausgewiesen und bislang für die NS-Schul- und Hochschulpolitik im Kultministerium zuständig. Die Nähe zu Mergenthaler war sicherlich in Tübingen bekannt.

So ließen sich Otto Weinreich, Dekan der Philosophischen Fakultät, und Rektor Otto Stickl sehr viel Zeit mit der Antwort, lavierten hin und her, versuchten, Keller mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. Vergebens.17 Das Reichserziehungsministerium wies Keller Ende August 1942 nach Paragraf 20 der Reichshabilitationsordnung der Tübinger Universität zu. Keller wurde der einzige Dozent im Philosophischen Seminar, der vor der "Machtergreifung" Parteimitglied war.

Dekan Weinreich hieß Keller in einem Schreiben dennoch "herzlich willkommen". Die Fakultät rechne damit, dass er sich insbesondere für die Vortragsreihe der "Weltanschaulichen Lehrgemeinschaft des NSD Dozentenbundes" zur Verfügung stelle.18 Weinreich merkte ihn für ein Weihnachtspaket vor, "damit auch unseren jüngsten Kollegen ein Päckchen als Gruß erreicht."19 Keller war jedoch bis zum Ende des Krieges zur Motivation der Soldaten als "NS-Führungsoffizier" (NSFO) an der Front, an der Tübinger Universität hat er nie gelehrt. Am 1. Januar 1943 erhielt er den Posten des Oberstudiendirektors am Tübinger Uhland-Gymnasium. Auch dort hat er nie unterrichtet.20

Am 19. Juli 1945 wurde Keller von der Universität suspendiert, am 25. Oktober 1945 entlassen. Mit einer einmonatigen Unterbrechung verbrachte er insgesamt 16 Monate in Internierungshaft. Die Spruchkammer Backnang stufte ihn am 6. November 1947 als "belastet“ ein. Keller klagte gegen den Bescheid und schlüpfte in die Rolle des betrogenen 'anständigen Nationalsozialisten': "[…] Wir waren nachher maßlos enttäuscht und vor den Kopf gestoßen, als wir zu der Erkenntnis kommen mussten, dass wir als Werkzeug missbraucht worden waren."21 Niemand sei so belogen und betrogen worden wie jene, die an die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der anderen Nationalsozialisten geglaubt haben. Von den wahren Opfern, den in den Konzentrationslagern misshandelten und getöteten Juden und politischen Gegnern, sprach Keller nicht; weder Reue noch ein Schuldeingeständnis waren zu vernehmen. Die Zentralspruchkammer Nordwürttemberg in Ludwigsburg stufte ihn am 18. Juni 1949 als "minderbelastet" ein. Keller klagte abermals und erreichte die Einstufung als "Mitläufer".22

Da das Tübinger Oberschulamt Kellers Verwendung ablehnte, klagte er vor dem Verwaltungsgerichtshof in Bebenhausen. Nach einem außergerichtlichen Vergleich erreichte er den Status eines "Beamten zur Wiederverwendung", erhielt vom 1. April 1951 an rückwirkend sein Gehalt, kam jedoch nie wieder an eine Schule. Keller schloss sich bald dem 1949 ebenfalls amtsenthobenen Jakob Wilhelm Hauer an, Gründer der Deutschen Glaubensbewegung im "Dritten Reich". Mit ihm zählte er zu den Gründungsmitgliedern der "Arbeitsgemeinschaft für freie Religionsforschung und Philosophie" sowie der 1956 gegründeten Nachfolgeorganisation, der "Freien Akademie". Keller starb 1977 in Arolsen.

Einzelnachweise

Mehr
  1. Dieser Aufsatz basiert auf der ausführlichen Darstellung in der Dissertation Hantke, 2015.
  2. UAT: 258/9046.
  3. StAL: F 400 Bü. 44. Von rund 18.000 Pfarrern besaßen 1931 etwa 100 das NSDAP-Parteibuch: Jooß 1998, S. 290.
  4. "Deutscher Abend in Sulzbach-Murr“, in: Murrtalbote vom 11.2.1933.
  5. "Deutscher Abend in Sulzbach-Murr", in: Murrtalbote vom 11.2.1933.
  6. "Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei", in: Murrtalbote vom 3.3.1933.
  7. "Ins württ. Kultministerium berufen", in: Murrtalbote vom 5.7.1933.
  8. Zu den Themen der Schulungswoche gehörten etwa "Rasse und Rassenpflege im völkischen Staat", "Schulvorstand und Lehrer als Führer", "Das Programm der NSDAP", "Vorführung von Geländesportübungen der Hitlerjugend", "Geländemarsch" und "Die Durchführung der Wehrerziehung an den Berufsschulen". Nach dem Wecken um 6 Uhr war Morgengymnastik angesetzt, das Seminar begann nach dem Frühstück um 9 Uhr. Abends lernten die Kursteilnehmer die "nötigen Marsch- und Volkslieder" kennen, besprachen die Reden von Hitler und Goebbels und sangen SA-Lieder oder unternahmen einen "Nachtmarsch". Um 22 Uhr war "Abrücken in die Quartiere". Borst 1934, S. 10f.
  9. Keller 1934, S. 33ff.
  10. Siehe zum "Kampf um die Bekenntnisschule" und zur Einführung des "Weltanschaulichen Unterrichts" in Württemberg ausführlich: Thierfelder 1980, S. 230ff.
  11. Thierfelder 1980, S. 244ff.
  12. UAT: 131/600, Schreiben Rektor Helmut Göring TH Stuttgart an Kultministerium vom 17. November 1934 Betreff Habilitationsgesuch von Erich Keller. Das Kolloquium wurde Keller mit dem Hinweis erlassen, der Bewerber habe die Bedingungen als "Frontkämpfer" im Ersten Weltkrieg erfüllt (UAT: 131/600). Nach dem Zweiten Weltkrieg behauptete Göring (ein Vetter des früheren Reichsmarschalls Hermann Göring) in seinem Entnazifizierungsverfahren, das Ministerium habe Keller das Kolloquium erlassen, er (Göring) sei der Ansicht gewesen, "dass auch für einen bewährten Nationalsozialisten keine anderen Bedingungen gelten" dürften als für andere. UAS: 57/53, Urteilsbegründung des Spruchkammerverfahrens der Spruchkammer II Stuttgart zu Helmut Göring vom 24. Oktober 1947.
  13. So jedenfalls - wohl aus dem württembergischen Kultministerium - in StAL: F 400 Bü. 145, Schreiben an den Regierungsrat Rumpp im Reichs- und Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 10. November 1937, ohne Unterschrift, ohne Absenderangaben. Dort heißt es: "Unter Wahlfächer erscheint auch wieder Philosophie. Sie kennen ja die ganze Geschichte. Ich war, bevor der Plan gedruckt wurde, persönlich beim Herrn Ministerpräsidenten und machte ihn nochmals auf die Stellungnahme des Reichserziehungsministeriums aufmerksam. Er bestand aber darauf, dass Philosophie in die Reihe der Wahlfächer aufgenommen wird und erklärte sich bereit, falls notwendig sich selbst im Reichserziehungsministerium für Dr. Keller bezw. das Wahlfach Philosophie einzusetzen."
  14. StAL: F 400 Bü. 145, "Die Weltanschauungslehre an der Hochschule für Lehrerbildung", S. 1, ohne Datum. Ähnlich auch Keller 1935.
  15. Jooß 1991, S. 158.
  16. UAT: 126/323a, Schreiben Kultministerium an Rektor vom 24. Februar 1942.
  17. Laut Otto Weinreich war der "schärfste Gegner der Übernahme von Keller" der Pädagoge Gerhard Pfahler: UAT: 131/600, Brief Otto Weinreich vom 23. September 1942 an unbekannt {mit großer Wahrscheinlichkeit an Jakob Wilhelm Hauer}. Kellers Lehrtätigkeit in Esslingen soll "ein völliges Fiasko" gewesen sein. Da Hauer dieses Urteil nicht hinnehmen wollte, schaltete er Paul Michel ein, den ehemaligen Direktor der Lehrerhochschule Esslingen. Michel verteidigte Keller und sah im Vorwurf des Fiaskos "nur den Ausfluss einer böswilligen Verleumdung". Michel gab jedoch zu, dass Keller am Anfang seiner Lehrtätigkeit "im Schwunge der Begeisterung und in Unkenntnis der Mentalität" der Studierenden "im weltanschaulichen Kampf zu stark die aggressive Seite hervorkehrte, {...} wie es denen geht, die sich vorgenommen haben, kompromisslos für die nationalsozialistische Weltanschauung einzutreten": UAT: 131/600, Brief {Paul} Michel an Jakob Wilhelm Hauer vom 17. September 1942.
  18. UAT: 131/600, Schreiben Dekan Otto Weinreich an Erich Keller vom 18. September 1942.
  19. UAT: 131/600, Schreiben Otto Weinreich an Erich Keller, ohne Datum.
  20. StAL: EL 902/3 Bü. 6306, Spruch der Zentral-Spruchkammer Nord-Württemberg, Ludwigsburg vom 25. April 1949, S. 1. Unter anderem berichtete am 17. Juli 1942 der Kultminister an den Reichsstatthalter zwecks Übertragung der Oberstudiendirektorenstelle an Keller: "Seine weltanschaulich politische Haltung ist die des alten Kämpfers der Bewegung." StAL:EL 902/3 Bü. 6306, Spruch der Zentral-Spruchkammer Nord-Württemberg, Ludwigsburg vom 25. April 1949, S. 2. Otto Binder, seit 1922 Schulleiter des im Jahre 1937 anlässlich des 150. Geburtstages von Ludwig Uhland in Uhland-Gymnasium umbenannten Tübinger Gymnasiums, ging 1942 in den Ruhestand. Als "Verweser" leitete er das Gymnasium bis zum Ende des Krieges: Uhland-Gymnasium Tübingen 2001, S. 45ff. Dort wird jedoch der 4. März 1943 als offizieller Beginn von Kellers Schulleiterposten angegeben.
  21. StAL: EL 902/3 Bü. 6306, Erich Kellers Einlassung auf die Klage in der öffentlichen Sitzung vom 25. April 1949 vor der Zentralspruchkammer Nordwürttemberg.
  22. Jooß 1998, S. 297.
  1. Borst, Otto (Hg.), Schulung des Erziehers im nationalsozialistischen Staat, 30 Vorträge gehalten bei den von der Ministerialabteilung für die Fachschulen in Württemberg veranstalteten Schulungswochen, Esslingen 1934.

  2. Hantke, Manfred, "Das Philosophische Seminar: Deutsch bis in die Wurzeln", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 385-434.

  3. Hantke, Manfred, Geistesdämmerung. Das Philosophische Seminar an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1918-1945, Dissertation, Tübingen 2015 <publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/63403> (letzter Zugriff: 24.10.2020).

  4. Jooß, Rainer, "Erich Keller (1894 – 1977)", in: Lächele, Rainer / Thierfelder, Jörg (Hg.), Wir konnten uns nicht entziehen, 30 Portraits zu Kirche und Nationalsozialismus in Württemberg, Stuttgart 1998, S. 287-298.

  5. Jooß, Rainer, "Lehrerbildung in Esslingen 1919-1949", in: Stadt Esslingen am Neckar (Hg.), Von Weimar bis Bonn: Esslingen 1919-1949. Begleitband zur Ausstellung "Esslingen 1919-1949" im Alten Rathaus und an elf Stellen in der Stadt vom 15. Mai bis 18. August 1991, Sigmaringen 1991, S. 151-168.

  6. Keller, Erich, "Germanische Weltanschauung", in: Otto Borst (Hg.), Schulung des Erziehers im nationalsozialistischen Staat, 30 Vorträge gehalten bei den von der Ministerialabteilung für die Fachschulen in Württemberg veranstalteten Schulungswochen, Esslingen 1934, S. 32-36.

  7. Keller, Erich, "Weltanschauungslehre", in: Württembergische Schulwarte. Mitteilungen der Württembergischen Landesanstalt für Erziehung und Unterricht, 11. Jahrgang, Stuttgart 1935, S. 380-381.

  8. o.N., "Deutscher Abend in Sulzbach-Murr", in: Murrtalbote vom 11.2.1933.

  9. o.N., "Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei", in: Murrtalbote vom 3.3.1933.

  10. o.N., "Ins württ. Kultministerium berufen", in: Murrtalbote vom 5.7.1933.

  11. Thierfelder, Jörg, "Die Auseinandersetzungen um Schulform und Religionsunterricht im Dritten Reich zwischen Staat und evangelischer Kirche in Württemberg", in: Heinemann, Manfred (Hg.), Erziehung und Schulung im Dritten Reich, Teil 1: Kindergarten, Schule, Jugend, Berufserziehung, Stuttgart 1980, S. 230-250.

  1. Staatsarchiv Ludwigsburg (StAL): EL 902/3 (Spruchkammer 4 - Backnang: Verfahrensakten) Bü. 6306. Keller, Erich, Dr. aus Murrhardt (Professor).

  2. Staatsarchiv Ludwigsburg (StAL): F 400 (Hochschule für Lehrerbildung Esslingen) Bü. 44. Mitgliedschaft der Beamten und Lehrer in der NSDAP, mit Nachweisungslisten.

  3. Staatsarchiv Ludwigsburg (StAL): F 400 (Hochschule für Lehrerbildung Esslingen) Bü. 145. Angelegenheiten der Fächergruppe Völkischpolitische Erziehungswissenschaft.

  4. Universitätsarchiv Stuttgart: UAS 57/53. Personalakte Helmut Göring.

  5. Universitätsarchiv Tübingen: UAT 126/323a. Personalakte Erich Keller.

  6. Universitätsarchiv Tübingen: UAT 131/600. Promotionsakten Erich Keller.

  7. Universitätsarchiv Tübingen: UAT 258/9046. Studentenakte Erich Keller.