Kurzbiografie
Theodor Haering
- Name
- Theodor Lorenz Haering
- Rollen & Ämter
- Professor der Philosophie und Unterstützer des NS-Staats
- Geburtstag
- 22.04.1884
- Geburtsort
- Stuttgart
- Todestag
- 15.06.1964
- Todesort
- Tübingen
Von 1902 bis 1906 studierte Theodor Haering Theologie und Philosophie in Tübingen und Halle. 1910 schrieb er bei Erich Adickes seine Dissertation "Der Duisburg‘sche Nachlass und Kants Kritizismus um 1775". Danach Studium in Bonn bei Oswald Külpe und 1912 Habilitation, ebenfalls bei Adickes, über die Psychologie der Wertung. Wegen eines Augenleidens untauglich für den Kriegsdienst, arbeitete Haering während des Ersten Weltkrieges in der Lazarettverwaltung. 1919 wurde er außerordentlicher Professor für Philosophie in Tübingen, 1928 Nachfolger von Erich Adickes. Stets ein Gegner der Weimarer Republik, begrüßte Haering den NS-Staat; er stützte und unterstützte ihn in seinen Reden und Schriften. 1937 wurde Haering NSDAP-Mitglied. Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich am "Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften". 1945 wurde er entlassen und 1948 von der Universitätsspruchkammer als "Mitläufer" eingestuft; 1951 wurde Haering rehabilitiert. Von 1953 bis 1957 war er Tübinger Gemeinderat für die Freie Wählervereinigung; bei seinem Ausscheiden wurde er zum Tübinger Ehrenbürger ernannt. 1959 wurde ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. 2013 wurde Haering die Tübinger Ehrenbürgerwürde wegen seiner Verstrickungen in den Nationalsozialismus aberkannt.
Publikationen
Hantke, Manfred, "Das Philosophische Seminar: Deutsch bis in die Wurzeln", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 385-434.
Hantke, Manfred, "Der Philosoph als Anonymus. Prof. Theodor Haering empfahl sich höchstwahrscheinlich selbst als Ehrenbürger", in: Schwäbisches Tagblatt vom 20.12.2008.
Hantke, Manfred, "Der Philosoph als Mitläufer – Theodor Haering: Es kam ein Führer! Der Führer kam!", in: Benigna Schönhagen (Hg.), Nationalsozialismus in Tübingen – vorbei und vergessen. Katalog der Ausstellung, Tübingen 1992, S. 179-185.
Hantke, Manfred, "Ein gutes Wort eingelegt: Wie sich der 'Mitläufer' Theodor Haering erfolgreich um seine Rehabilitierung bemühte", in: Schwäbisches Tagblatt vom 07.05.2010.
Hantke, Manfred, "Kein entlastendes Merkmal. Weitere Verfahren würden das Ergebnis nur noch erhärten. Interview mit Uwe Wirtz und Prof. Reimund Drommel, den beiden Erstellern des sprachvergleichenden Gutachtens über das anonyme Schreiben an den Tübinger Oberbürgermeister, Theodor Haering die Ehrenbürgerwürde zu überreichen", in: Schwäbisches Tagblatt vom 20.12.2008.
Hantke, Manfred, "Nichts, aber auch gar nichts gewusst. Eine Rede machte Theodor Haering berühmt und verhalf ihm zur Ehrenbürgerschaft", in: Schwäbisches Tagblatt vom 20.12.2008.
Hantke, Manfred, "Über die 'reachte ond wirkliche Volksgemoi’schaft'", in: Tübinger Blätter 93. Jahrgang, Tübingen 2006/07, S. 45-50.
Hantke, Manfred, Geistesdämmerung – Das Philosophische Seminar an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1918 – 1945, Dissertation, Tübingen 2015, <publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/63403> (letzter Zugriff_ 24.10.2020).