Kurzbiografie

Martin Sandberger

Martin Sandberger studierte von 1929 bis 1933 in München, Köln, Freiburg und Tübingen Rechtswissenschaften. 1931 trat er dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB), der NSDAP und der SA bei. Von Juli 1932 bis Juli 1933 war er Vorsitzender der Tübinger Studentenschaft, zugleich war er von März bis Juli 1933 Hochschulgruppenführer des NSDStB. Sandberger war maßgeblich an der Hissung der Hakenkreuzfahne auf der Neuen Aula und dem Tübinger Rathaus als symbolische Machtübernahme beteiligt. Im November 1933 wurde er zum Dr. jur. promoviert. 1936 wechselte er von der SA zur SS. Ab 1936 war er hauptamtlicher Mitarbeiter beim Oberabschnitt Südwest des SD, ab Oktober 1939 Chef der Einwandererzentralstelle Nord-Ost. Ab 1941 leitete Sandberger das Einsatzkommando 1a im Baltikum, das bis Anfang Dezember 1941 941 Juden ermordete, und war als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) in Estland tätig. Anschließend besetzte er verschiedene Positionen als Referatsleiter im Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Nachdem er im April 1948 im Einsatzgruppen-Prozeß zum Tode verurteilt worden war, wurde die Strafe im Januar 1951 in lebenslange Haft umgewandelt. Im Mai 1958 wurde Martin Sandberger aus der Haft entlassen. Danach arbeitete er als Justiziar in einem Unternehmen.

  1. Junginger, Horst, Die Verwissenschaftlichung der 'Judenfrage' im Nationalsozialismus, Darmstadt 2011.

  2. Strippel, Andreas, "'… zu allem zu gebrauchen' – Die Karriere des Dr. Martin Sandberger", in: Forschungen zur baltischen Geschichte 9 (2014), S. 274-284.

  3. Wildt, Michael, "Von der Universität ins Reichssicherheitshauptamt. Tübinger Exekutoren der 'Endlösung'", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Gründ, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 791-807.

  4. Wildt, Michael, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2003.