Kurzbiografie

Dietrich von Jagow

Im Jahr 1912 trat Dietrich von Jagow in die Kaiserliche Marine ein und tat während des Ersten Weltkriegs als Seeoffizier auf U-Booten Dienst. 1919 wurde er Mitglied der 2. Marinebrigade Ehrhardt. 1920 war er Teilnehmer am Kapp-Putsch, schloss sich der "Organisation Consul" (O.C.) an und wurde Mitglied der NSDAP und der SA. Ab 1922 hatte er seinen Wohnsitz in Tübingen; er war Landesführer der "O.C" und später des Wiking-Bundes in Württemberg. An der Universität Tübingen war er Gasthörer an der Staatswissenschaftlichen Fakultät. Bei der Buchhandlung Osiander war von Jagow Volontär. Wegen des Hitler-Ludendorff-Putsches trat er 1923 aus der NSDAP aus. 1927 wurde er Mitglied des "Stahlhelms". 1929 trat von Jagow wieder der NSAP bei; von 1929 bis 1931 war er NS-Geschäftsführer des Gaues Württemberg, Ortsgruppenleiter in Esslingen am Neckar und Parteiredner. Von 1932 bis 1945 saß er für die NSDAP im Reichstag, zunächst für den Wahlkreis 31 Württemberg und ab 1936 für den Wahlkreis 3 Berlin Ost. Als Reichskommissar und Polizeikommissar war von Jagow im März 1933 für die Verfolgung von und den Terror gegen SPD- und KPD-Anhänger in Württemberg verantwortlich. Er war Mitorganisator für den Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933. Ab 1. April 1933 war von Jagow Führer der SA-Obergruppe V in Frankfurt a.M. Nach dem "Röhm-Putsch" 1934 war von Jagow bis 1942 Führer der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg. Von 1939 bis 1941 war er Korvettenkapitän der Reserve im Oberkommando der Kriegsmarine. Vom 3. Juli 1941 bis zur deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 war er Gesandter des Deutschen Reiches in Ungarn. Zur Jahreswende 1944/45 war er Bataillons-Führer des "Volkssturms" in Schlesien und wurde am 20. Januar 1945 schwer verwundet. Nach seiner Genesung war von Jagow NS-Kurier in Meran, wo er am 2. April 1945 Suizid beging. Im Spruchkammerverfahren im Jahr 1950 in Freiburg im Breisgau wurde er als "Minderbelasteter" geführt, der "propagandistisch nicht hervorgetreten sei".

  1. Borgert, Heinz-Ludger, "Jagow, Dietrich von", in: Landesarchiv Baden-Württemberg (Hg.), LEO-BW <leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/130339385/Jagow+Dietrich+von> (letzter Zugriff 19.10.2020).

  2. Hachmann, Barbara, "Der Degen. Dietrich von Jagow, SA-Obergruppenführer", in: Kießener, Michael / Scholtysek Joachim (Hg.), Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1997, S. 267-289.

  3. Klee, Ernst, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, Frankfurt am Main 2003, S. 282.