Kurzbiografie

Hans Fleischhacker

Hans Fleischhacker studierte von 1931 bis 1935 an den Universitäten Jena und München Naturwissenschaften und Anthropologie und wurde mit einer Arbeit über die Vererbung der Augenfarbe promoviert. Ab 1937 war er Assistent am Rassenkundlichen Institut der Universität Tübingen, zugleich war er für das Rassenpolitische Amt der NSDAP (RPA) tätig. Im selben Jahr trat er dem Nationalsozialistischen Dozentenbund (NSDB) und der Allgemeinen SS bei. 1940 wurde Fleischhacker NSDAP-Mitglied und meldete sich freiwillig zur Waffen-SS. In den Jahren 1941/42 wurde er zur Außenstelle Litzmannstadt/Łódź des Rasse- und Siedlungsamt der SS (RuSHA) abkommandiert. 1943 habilitierte er an der Universität Tübingen über Handabdrücke von Jüdinnen und Juden aus Litzmannstadt. Er wollte damit die "rassische Sonderstellung" von Juden nachweisen. Im Juni 1943 war er im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz an der Auswahl von jüdischen Häftlingen für eine Skelettsammlung der Reichsuniversität Straßburg beteiligt; 86 hierbei ausgewählte Jüdinnen und Juden wurden später im KZ Natzweiler ermordet. Von 1945 bis 1948 befand sich Fleischhacker in alliierter Internierungshaft. Er wurde 1949 an der Universität Tübingen als "Mitläufer" entnazifiziert. Ab 1950 war Fleischhacker Assistent am Institut für Vererbungswissenschaft der Universität Frankfurt a. M. und 1960/61 wieder an Universität Tübingen. Ab 1961 war er wissenschaftlicher Assistent am Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt am Main. Ein Strafprozess gegen Fleischhacker wegen Mordes endete 1971 mit einem Freispruch. Danach wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1977 trat er in den Ruhestand.

  1. Kolata, Jens / Kühl, Richard / Tümmers, Henning / Wiesing, Urban (Hg.), In Fleischhackers Händen. Wissenschaft, Politik und das 20. Jahrhundert, Tübingen 2015.

  2. Lang, Hans-Joachim, Die Namen der Nummern. Wie es gelang, die 86 Opfer eines NS-Verbrechens zu identifizieren, Hamburg 2004.

  3. Reitzenstein, Julien, Das SS-Ahnenerbe und die 'Straßburger Schädelsammlung'. Fritz Bauers letzter Fall, Berlin 2018.

  4. Thran, Elke, "Hans Fleischhacker. Rassenkundliche Forschungen in Tübingen und Auschwitz", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Reiner / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 853-862.