Kurzbiografie

Rudolf Bilfinger

Nach dem Abitur 1921 machte Rudolf Bilfinger eine Banklehre in Heilbronn und arbeitete danach als kaufmännischer Angestellter in einer Metallwarenfabrik in Göppingen. Im Frühjahr 1923 trat in die NSDAP ein. Von 1925 bis 1929 studierte er Rechtswissenschaften in Tübingen und in Berlin. Ab 1925 war er Mitglied der Tübinger Königsgesellschaft Roigel. 1929 legte er das Referendarexamen ab, 1932 das Assessorexamen. 1932 wurde er zum zum Dr. jur. promoviert, anschließend erfolgte eine einjährige Berufsausübung in Tübingen. 1934 trat er in den Württembergischen Staatsdienst, zuerst im Landratsamt Balingen. Im Mai 1934 erfolgte sein Wechsel zur Staatspolizei (Stapo) nach Stuttgart. Im November 1934 wurde Bilfinger ins Hauptamt der Staatspolizei nach Berlin ins Referat Organisation und Recht versetzt, wo er die Organisation der Sicherheitspolizei im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) übernahm. Von September bis Dezember 1940 war er Verwaltungsleiter beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Krakau; in dieser Funktion war er mitverantwortlich für die Durchsetzung der "Endlösung der Judenfrage". Bilfinger nahm an zwei auf die Wannseekonferenz folgenden Besprechungen im Reichssicherheitshauptamt teil. 1943 wurde er Kommandeur des Einsatzkommandos Toulouse und 1944/45 erneut Verwaltungschef beim BdS in Krakau. 1945 wurde Bilfinger in Frankreich interniert und 1953 von einem französischen Militärgericht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, die aufgrund seiner Internierung in Frankreich als verbüßt galten. Er kehrte daraufhin in die Bundesrepublik Deutschland zurück und wurde in den Staatsdienst übernommen. Zuletzt war er bis 1965 Oberverwaltungsgerichtsrat am Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim.

  1. Gehrig, Astrid, "Dr. Rudolf Bilfinger: Schutzbehauptungen. Karriere im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik", in: Proske, Wolfgang (Hg.), Täter - Helfer - Trittbrettfahrer Band 10: NS-Belastete aus der Region Stuttgart, Gerstetten 2019, S. 50 - 81.

  2. Junginger, Horst, "Tübinger Exekutoren der Endlösung. Effiziente Massenmörder an vorderster Front der SS-Einsatzgruppen und des Sicherheitsdienstes" <homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/exekutoren.pdf> (letzter Zugriff 28.04.2020).

  3. Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland / Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hg.), Braunbuch: Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in West-Berlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft, Berlin (Ost) 1965, S. 69f.

  4. Ruck, Michael, Korpsgeist und Staatsbewußtsein. Beamte im deutschen Südwesten 1928 bis 1972, München 1996.

  5. Wildt, Michael, "Von der Universität ins Reichssicherheitshauptamt. Tübinger Exekutoren der 'Endlösung'", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 791-807.

  6. Wildt, Michael, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2003.