Kurzbiografie

Herbert Kappler

Herbert Kappler studierte in Stuttgart Mathematik. Anschließend arbeitete er als Ingenieur. 1931 trat er der NSDAP und der SA bei, 1932 der SS. 1933 wurde er als "Hilfspolizist" eingesetzt, anschließend war er bei der Württembergischen Politischen Polizei (ab 1936 Gestapo) tätig. Von 1934 bis 1938 leitete er deren Außendienststelle Tübingen. Ab Frühjahr 1939 arbeitete Kappler als Polizeiverbindungsoffizier an der Deutschen Botschaft in Rom. Im November 1939 war er an den Verhören des Hitler-Attentäters Georg Elser beteiligt. Ab September 1943 war Kappler Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) in Rom. Er organisierte ab Oktober 1943 die Deportation der dortigen Jüdinnen und Juden in die deutschen Vernichtungslager. Nach einem Partisanenangriff auf eine kollaborierende italienische Polizeieinheit im März 1944 organisierte er als Vergeltungsmaßnahme die Erschießung von 335 italienischen Geiseln, darunter 78 Juden, und beteiligte sich selbst an den Erschießungen in den Ardeatinischen Höhlen. Im Juli 1948 wurde er von einem italienischen Militärgericht in Rom wegen Mord zu lebenslanger Haft verurteilt. Im August 1977 floh Herbert Kappler aus einem italienischen Militärhospital in die Bundesrepublik Deutschland.

  1. Bohr, Felix Nikolaus, "Flucht aus Rom. Das spektakuläre Ende des 'Falles Kappler' im August 1977", in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 60 (2012), S. 111-141.

  2. Breitman, Richard, "Dannecker und Kappler in Rom. Neue Quellen zur Oktober-Deportation 1943", in: Matthäus, Jürgen / Mallmann, Klaus-Michael (Hg.), Deutsche, Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart, Darmstadt 2007, S. 191-203.

  3. Katz, Robert, "The Möllnhausen Telegram, The Kappler Decodes, and the Deportation of the Jews of Rome. The New CIA-OSS Documents, 2000-2002", in: Zimmermann, Joshua D. (Hg.), Jews in Italy under Fascist and Nazi Rule, New York 2005, S. 224-242.

  4. Kolata, Jens, "Die Außendienststelle Tübingen", in: Bauz, Ingrid / Brüggemann, Sigrid / Maier, Roland (Hg.), Die Geheime Staatspolizei in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 2013, S. 94-99.

  5. Prauser, Steffen, "Mord in Rom? Der Anschlag in der Via Rasella und die deutsche Vergeltung in den Fosse Ardeatine im März 1944", in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 50/2 (2002), S. 269-301.

  6. Staron, Joachim, Fosse Ardeatine und Marzabotto. Deutsche Kriegsverbrechen und Resistenza. Geschichte und nationale Mythenbildung in Deutschland und Italien (1944-1999), Paderborn 2002.