Kurzbiografie

Ernst Weinmann

Ernst Weinmann, Bruder von Erwin Weinmann, studierte Zahnmedizin an der Universität Tübingen, wo er 1931 promoviert wurde. Bereits 1924 trat er der Landesleitung der NSDAP bei und war Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe in Rottweil. 1925 trat er der Sturmabteilung (SA) und 1927 der NSDAP bei. Von 1928 bis 1933 war Weinmann NSDAP-Kreisredner in Tübingen und von 1928 bis 1931 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB). Ab 1931 war er Mitglied im NS-Ärztebund (NSDÄB). 1932 wurde Weinmann Zellenleiter der NSDAP. 1933 wurde er zum Ortsgruppenleiter und stellvertretenden Kreisleiter ernannt. Zudem war Weinmann von 1933 bis 1935 Vorsitzender der NSDAP im Tübinger Gemeinderat. Ernst Weinmann gehörte ab 1936 dem Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) an und leitete die Tübinger SD-Außenstelle. 1938 wechselte er von der SA zur Schutzstaffel (SS) und erhielt das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Ab 1935 war Ernst Weinmann Erster Beigeordneter der Stadt Tübingen. 1939 wurde er der jüngste Oberbürgermeister Tübingens und blieb dies bis April 1945. Doch die meiste Zeit befand Weinmann sich nicht in Tübingen, denn er wollte Karriere im SD machen. 1940 wurde er Umsiedlungskommissar in Jugoslawien für die Bessarabien-Deutschen. Von 1941 bis 1944 war Weinmann im Kommando Belgrad des Befehlshabers der Sicherheitspolizei (Sipo) und des SD (BdS) "Beauftragter für das Umsiedlungswesen beim Militärbefehlshaber in Serbien" und Verbindungsoffizier zur Wehrmacht im von Deutschland besetzten Jugoslawien. Er war an Zwangsumsiedlungen von SlowenInnen sowie an Deportationen von Jüdinnen und Juden sowie Roma beteiligt. Außerdem war er Beisitzer des Standgerichts und leitete Kommandos bei deutschen Aktionen gegen jugoslawische Partisanen. Gegen Kriegsende hielt sich Weinmann wieder in Tübingen auf, tauchte zunächst unter und begab sich Ende 1945 freiwillig in französische Internierung. Weinmann wurde nach Jugoslawien ausgeliefert und 1946 in Belgrad wegen seiner Beteiligung an der deutschen Umsiedlungspolitik sowie an der Judenverfolgung als Nummer 6 auf einer Liste von 22 Deutschen angeklagt und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde im Januar 1947 vollstreckt.

  1. Junginger, Horst, Tübinger Exekutoren der Endlösung. Effiziente Massenmörder an vorderster Front der SS-Einsatzgruppen und des Sicherheitsdienstes <homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/exekutoren.pdf> (letzter Zugriff: 20.10.2020).

  2. Klee, Ernst, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, Frankfurt am Main 2003, S. 663.

  3. Lang, Hans-Joachim, "Ernst Weinmann: Tübinger Oberbürgermeister und Belgrader Deportationsminister", in: Schönhagen, Benigna (Hg.), Nationalsozialismus in Tübingen – vorbei und vergessen. Katalog der Ausstellung, Tübingen 1992, S. 208-222.

  4. Rauch, Udo / Zacharias, Antje (Hg.), Sieben Jahre Landeshauptstadt: Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952, Tübingen 2002.

  5. Schönhagen, Benigna, Tübingen unterm Hakenkreuz: Eine Universitätsstadt in der Zeit des Nationalsozialismus, Stuttgart 1991.

  1. Staatsarchiv Sigmaringen (StAS): Wü 13 T 2 (Staatskommissariat für die politische Säuberung) Nr. 2149/62. Weinmann, Ernst Josef, Dr. aus Frommenhausen bei Rottenburg, Kreis Tübingen (Geburtsort); Tübingen.

  2. Stadtarchiv Tübingen: A200/1135. Personalakte Ernst Weinmann.