Kurzbiografie

Gertrud Scholtz-Klink

Am 9. Februar 1902 wurde Gertrud Scholtz-Klink als Tochter eines Vermessungsbeamten im badischen Adelsheim geboren. Sie besuchte zunächst die Volksschule in Eberbach und anschließend das Realgymnasium in Mosbach. Ihren eigenen Aussagen zufolge stammte sie aus einem christlich und antisemitisch geprägten Elternhaus. 1921 heiratete die 18-jährige den Lehrer Eugen Klink; aus dieser Ehe stammten vier Kinder. Eugen Klink engagierte sich bereits ab 1925 für die NSDAP und wurde Kreisleiter in Offenburg. Die genaue Amtszeit ist unklar. Bei einer Kundgebung der NSDAP in Gutach im Schwarzwald im Jahr 1930 verstarb er an einer Herzattacke. Am 20. August 1932 heiratete Gertrud den Landarzt Günther Scholtz, den Ortsgruppenleiter der NSDAP in Ellmendingen; 1937 erfolgte die Scheidung. Am 6. Dezember 1940 heiratete sie den SS-Obergruppenführer August Heißmeyer (1897–1979). Im Juni 1944 brachte sie ihr fünftes Kind auf die Welt.

Im August 1929 trat Gertrud Scholtz-Klink der NSDAP bei. Ab 1930 leitete sie den Deutschen Frauenorden (DFO) in Baden. Nachdem der DFO 1931 aufgelöst und die Nationalsozialistische Frauenschaft (NSF) gegründet wurde, übernahm Scholtz-Klink die Leitung des NSF im Gau Baden. Gleichzeitig wurde ihr wegen ihres Erfolgs in Baden der Aufbau der NSF im Gau Hessen-Nassau übertragen. Am 22. Februar 1934 wurde sie zur Reichsführerin des NSF und zur Leiterin des Deutschen Frauenwerks (DFW) ernannt. Zeitgleich wurde sie Stellvertreterin von Erich Hilgenfeldt im Amt für Frauenfragen der Parteileitung. Durch gute Kontakte zum badischen Gauleiter Robert Wagner wurde sie bereits 1933 zur Referentin für Frauenfragen im badischen Innenministerium ernannt. In dieser Funktion arbeitete sie an Plänen für den weiblichen Arbeitsdienst in Baden, Württemberg und der Pfalz mit. Ab Juni 1934 leitete sie den Reichsfrauenbund des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), ab Juli 1934 übernahm sie die Verantwortung für das Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Seit Ende 1934 trug sie den Titel „Reichsfrauenführerin“. Damit war Gertrud Scholtz-Klink zumindest auf dem Papier die ranghöchste Frau im NS-Staat. In dieser Funktion strebte sie die politische Partizipation der Frauen im Bereich Familie, Haushalt, Erziehung, Wohltätigkeit und Sozialfürsorge an. Frauen sollten nicht für ihre eigenen Belange kämpfen, sondern für die "Volksgemeinschaft", indem sie "Fragen, die unser Volk an uns stellt und die wir immer nur als Teil dieses Volkes mit unsern Männern lösen werden, jeder auf seinem Gebiet und seiner Art entsprechend, aber in unbedingter gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit"1 Damit propagierte sie eine Rollenverteilung, die die Frauen aus dem öffentlichen Leben und zurück ins Private drängt.

Bis 1945 machte sich die "Reichsfrauenführerin" international einen Namen. Sie unternimmt Reisen in andere Länder, unter anderem nach Italien, England und Frankreich. Ab 1942 übernimmt sie auch die Leitung der deutschen Frauen in den besetzten Gebieten. 1944 erhält sie das "Goldene Mutterkreuz". Damit war sie eine der wenigen Frauen im NS-Staat, die eine Führungsposition innehatte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges blieb Scholtz-Klink der nationalsozialistischen Weltvorstellung treu. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem sowjetischen Internierungslager lebten sie und ihr Mann unter den Decknamen Heinrich und Maria Stuckenbrock in Bebenhausen bei Tübingen. Im Februar 1948 flog ihre Tarnung auf. Von einem französischen Militärgericht wurde Scholtz-Klink wegen Betrugs zu 18 Monaten Haft verurteilt. 1949 verurteilt die Tübinger Spruchkammer sie als ehemalige Reichsfrauenführerin zu 18 Monaten Haft, die jedoch als bereits verbüßt galten. 1950 entschied die Politische Säuberungskommission der Bundesrepublik, dass Scholtz-Klink lebenslänglich kein politisches Amt bekleiden und bestimmte Berufe (zum Beispiel Lehrerin oder Journalistin) zehn Jahre lang nicht ausüben durfte. Ferner erhielt sie eine Geldstrafe sowie den Verlust des Wahlrechts und die Mitgliedschaft einer Partei und Gewerkschaft. Dennoch zeigte sie keine Reue: Ihr Buch Die Frau im Dritten Reich aus dem Jahr 1978 widmete sie den treuen Nationalsozialistinnen, die ihre Männer im Krieg verloren hatten und den "Opfern" der Nürnberger Prozesse. Sie starb am 24. März 1999 in Bebenhausen.

Einzelnachweise

Mehr
  1. "Rede der Gaufrauenschaftsleiterin Frau Scholtz-Klink, gehalten auf der Delegiertentagung sämtlicher badischer Frauenverbände in Karlsruhe am 21. Juni 1933", zitiert nach Livi 2005, S. 150.
  1. "Scholtz-Klink, Gertrud", in: Landesarchiv Baden-Württemberg (Hrsg.), Landeskunde entdecken online www.leo-bw.de <leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/119288192/Scholtz-Klink+Gertrud> (letzter Zugriff 22.09.2021).

  2. Berger, Christiane, "Reichsfrauenführerin" Gertrud-Scholtz-Klink. Eine nationalsozialistische Frauenkarriere in Verlauf, Retrospektive und Gegenwart, Saarbrücken 2007.

  3. Böltken, Andrea, Führerinnen im „Führerstaat“: Gertrud Scholtz-Klink, Trude Mohr, Jutta Rüdiger und Inge Viermetz, Pfaffenweiler 1995.

  4. Liessem-Breinlinger, Renate, "Gertrud Scholtz-Klink", in: Sepainter, Fred L. (Hrsg.), Baden-Württembergische Biographien 4, Stuttgart 2007, S. 340-343.

  5. Livi, Massimilliano, Gertrud Scholtz-Klink: Die Reichsfrauenführerin. Politische Handlungsräume und Identitätsprobleme der Frauen im Nationalsozialismus am Beispiel der "Führerin aller deutschen Frauen", Münster 2005.

  6. Stephenson, Jill, "Gertrud Scholtz-Klink – Die NS-Musterfrau", in: Smelser, Ronald / Syring, Enrico / Zitelmann, Rainer (Hrsg.), Die Braune Elite 2, 21 weitere biographische Skizzen, Darmstadt 19992, S. 219-230.

  1. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS): J 191 (Zeitungsausschnittsammlung zur Personengeschichte) Scholz-Klink, Gertrud (Reichsfrauenführerin im Dritten Reich).

  2. Staatsarchiv Sigmaringen (StAS): Wü 13 T 2 (Staatskommissariat für die politische Säuberung) Nr. 2648/198. Heißmeyer (Scholtz-Klink), Gertrud. <landesarchiv-bw.de/plink> (letzter Zugriff 22.09.2021)

  3. Staatsarchiv Sigmaringen (StAS): Wü 13 T 2 (Staatskommissariat für die politische Säuberung) Nr. 2836/018. Heißmeyer (Scholtz-Klink), Gertrud aus Bebenhausen Kreis Tübingen. <landesarchiv-bw.de/plink> (letzter Zugriff 22.09.2021)