Kurzbiografie

Constantin von Neurath

Constantin von Neurath studierte von 1892 bis 1897 Jura in Tübingen und führte, nach seinem Einjährigfreiwilligendienst ebendort, sein Studium in Berlin fort. Er war Mitglied im Corps Suevia. Ab 1901 diente er als Berufsbeamter im außenpolitischen Amt. Von Neurath war Botschafter unter anderem in Rom (1922-1930) und London (1930-1932). Von 1917 bis 1918 firmierte er als Chef des Königlich Württembergischen Zivilkabinetts. Von 1932 an war von Neurath letzter Reichsaußenminister der Weimarer Republik und bis 1938 der erste Reichsaußenminister NS-Deutschlands. In diesem Amt trieb er die internationale Machtpolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reichs und die Revision des Versailler Vertrags voran, so durch Rüstungskonferenzen, die Remilitarisierung des Rheinlandes 1936 oder den "Anschluss" Österreichs 1938. Nach seiner Ablösung als Reichsaußenminister durch Joachim von Ribbentrop (1893-1946) war von Neurath von 1939 bis 1941 Reichsprotektor in Böhmen und Mähren; hierbei war er verantwortlich für Repressalien gegen die tschechische Bevölkerung. 1943 wurde er zum SS-Obergruppenführer ernannt. 1946 wurde von Neurath in allen vier Hauptanklagepunkten (Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit) im Nürnberg gegen die Hauptkriegsverbrecher schuldig gesprochen und zu 15 Jahren Haft verurteilt. 1954 wurde er vorzeitig entlassen.

  1. Conze, Eckart / Frei, Norbert / Hayes, Peter / Zimmermann, Moshe, Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München 2011.

  2. Heinemann, John L., Hitler's First Foreign Minister: Constantin Freiherr von Neurath, Diplomat and Statesman, Los Angeles / London 1979.

  3. Lüdicke, Lars, Constantin von Neurath: Eine politische Biographie, Paderborn 2014.

  4. Raberg, Frank, "Das Aushängeschild der Hitler-Regierung: Konstantin Freiherr von Neurath, Außenminister des Deutschen Reiches (1932-1938)", in: Kißener, Michael / Scholtyseck, Joachim (Hg.), Die Führer der Provinz: NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1999², S. 503-538.