Kurzbiografie

Gustav Riek

Gustav Riek studierte Geologie und war wissenschaftlicher Assistent in Halle/Saale und am Urgeschichtlichen Institut der Universität Tübingen. 1934 habilitierte er mit der Arbeit Die Eiszeitjägerstation am Vogelherd im Lonetal und wurde Privatdozent an der Universität Tübingen. 1935 wurde Riek zum außerordentlichen Professor und Direktor des Instituts für Ur- und Frühgeschichte ernannt. 1929 wurde NSDAP-Mitglied, 1933 trat er der SA bei und war Blockwart sowie Archiv- und Pressewart. 1937 wurde Riek SS-Mitglied. Er war außerdem ab 1933 Mitglied im Reichsbund der Deutschen Beamten (RDB), ab 1934 in der NS-Volkswohlfahrt (NSV) und im NS-Altherrenbund (NSAHB), ab 1935 im NS-Dozentenbund (NSDDB) und für diesen Vertrauensmann an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen sowie im selben Jahr Mitglied des Reichskolonialbunds (RKB). Im SS-Ahnenerbe arbeitete er zur germanischen Vorgeschichtsforschung mit. Im März 1941 wurde Riek in den Persönlichen Stab des Reichsführers SS (RFSS) Heinrich Himmler berufen. Im Dezember 1941 erhielt Riek den SS-Totenkopfring und die Julgabe des Ahnenerbes. Von Januar 1940 bis März 1942 war er zunächst als Obersturmführer, dann als Hauptsturmführer der Waffen-SS im SS-Sonderlager Hinzert für die politische Schulung der Häftlinge zuständig. Im Herbst 1941 war Riek an der Ermordung von 70 sowjetischen Kriegsgefangenen durch Zyankali-Injektionen beteiligt. Laut Strobel 2003, S. 452 war Riek "damit wohl der einzige deutsche Prähistoriker, der in einem Lager Befehlsfunktionen ausübte". Ab März 1942 diente er im Wehrgeologen-Bataillon Hamburg-Langenbohm der Waffen-SS und war dann Kompaniechef einer Pioniereinheit der SS-Gebirgsdivision Nord in Karelien mit der Aufgabe, Trinkwasserbrunnen zu bohren. Ab 1944 oder 1945 war er zunächst in sowjetischer, dann in polnischer Kriegsgefangenschaft und wurde nach seiner Rückkehr 1948 kurzzeitig von der franzöischen Besatzungsmacht interniert, bald aber wieder freigelassen. In seinem Entanzifierungsverfahren 1949 wurde er als "Mitläufer" eingestuft. Von 1956 bis zur seiner Emeritierung 1968 war Gustav Riek Professor für Urgeschichte an der Universität Tübingen und ab 1966 Ordinarius.

  1. Daniels, Mario / Michl, Susanne, "Strukturwandel unter ideologischen Vorzeichen. Wissenschafts- und Personlpolitik an der Universität Tübingen 1933-1945", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 13-73.

  2. Halle, Uta, "'Der Reichsführer SS wird sich für positive Ergebnisse an den Externsteinen stark interessieren.' Die Mittelalterarchäologie im Spannungsfeld nationalsozialistischer Forschung und Propaganda", in: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit Nr. 12 (2001), S. 50-54.

  3. Harten, Hans-Christian, Himmlers Lehrer: Die Weltanschauliche Schulung in der SS 1933-1945, Paderborn 2014.

  4. Hörder, Stefan, Ordnung und Inferno: Das KZ-System im letzten Kriegsjahr, Göttingen 2015.

  5. Linse, Ulrich, "Der Chiemsee-Goldkessel - ein völkisch-religiöses Kultobjekt aus der NS-Zeit? The State of the Affairs", in: Puschner, Uwe / Vollnhals, Clemens (Hg.), Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte, Göttingen 2012, S. 527-58.

  6. Lotfi, Gabriele, KZ der Gestapo: Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Stuttgart und München 2000.

  7. Pütz, Albert, Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert 1940–1945: Angehörige der ehemaligen Lager-SS, Gestapo und NS-Justiz vor Gericht. Teil 2, Frankfurt am Main 2001.

  8. Strobel, Michael, "Das Urgeschichtliche Institut der Universität Tübingen zwischen 1933 und 1945", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 321-349.

  9. Strobel, Michael, "Hans Reinerth und Gustav Riek – Modernitätsflüchtlinge in einer ungewissen Wissenschaft", in: Arbeits- und Forschungsberichte zur Sächsischen Bodendenkmalpflege 45 (2003), S. 443-461.

  10. Zauner, Stefan, "Die Entnazifizierung (Epuration) des Lehrkörpers: Von der Suspendierung und Entlassung 1945/46 zur Rehabilitierung und Wiedereinsetzung der Professoren und Dozenten bis Mitte der 1950er Jahre", in: Wiesing, Urban / Brintzinger, Klaus-Rainer / Grün, Bernd / Junginger, Horst / Michl, Susanne (Hg.), Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, Stuttgart 2010, S. 937-997.

  1. Staatsarchiv Sigmaringen (StAS): Wü 13 T 2 (Staatskommissariat für die politische Säuberung) Nr. 2669/353. Riek, Gustav, Prof. Dr. <landesarchiv-bw.de/plink>.